Projekt | querformatiges Gemälde |
Titel | „Am Tollensesee bei Neubrandenburg“ |
Künstler | Scharlott |
Datierung | Anfang 20. Jahrhundert |
Maße | 72 cm x 91 cm (Höhe x Breite) |
Maltechnik | Ölmalerei |
Bildträger | Presspappe |
durchgeführte Maßnahmen | Reinigung, Firnissabnahme, Kittung, Retusche, Schlussfirnis |
Eigentümer | Privatbesitz |
Das Erscheinungsbild des Gemäldes war durch einen stark vergilbten Firnis und unsachgemäß ausgeführte Übermalungen enorm beeinträchtigt. Zudem gab es insbesondere in den dunklen Partien beträchtliche Malschichtverluste durch großflächige Verputzungen, welche vermutlich während einer früheren „Überarbeitung“ entstanden. Die Malschicht ist ebenso wie die darunter liegende Grundierung sehr dünnschichtig mit wenigen Pastositäten.
Nach einer trocken- mechanischen Reinigung der Vorder- und Rückseite wurde der verunklärende Firnis auf seine Löslichkeit untersucht. Hierbei wurde festgestellt, dass es sich um einen ölhaltigen Überzug handelt, welcher vermutlich aufgetragen wurde, um die oben genannten Verputzungen zu nivellieren. Die Trennung des Firnis von der Ölmalerei stellte sich äußerst schwierig dar, da beide Schichten sehr ähnlich auf Lösemittel reagieren. Deshalb musste ein Lösemittel gefunden werden, welches den öligen Überzug anlöst, aber die Malschicht nicht in Mitleidenschaft zieht.
Nach Versuchen zur Löslichkeit des Firnis und der Übermalungen an repräsentativen Probeflächen, zeigte die Behandlung mittels Kompressen das beste Ergebnis. Durch die Verwendung eines stark saugenden Vlies, welches mit dem Lösemittel getränkt wurde, konnte der Firnis in den hellen Bildbereichen von der Malschicht getrennt werden. Nach dem Entfernen der Kompressen, ließ sich der krepierte Überzug wie eine Haut abziehen. Lediglich kleinere Inseln, an denen der ölige Firnis besonders dick aufgetragen war, mussten mittels Wattestäbchen nachgereinigt werden.
Die schwer löslichen Übermalungen im mittleren Bildbereich wurden zu Gunsten der Schonung der Malschicht mechanisch mit Hilfe des Skalpells gedünnt. Die Behandlung wurde unter zu Hilfenahme einer Lupenbrille durchgeführt und das Ergebnis anschließend unter dem Mikroskop überprüft. Für weitere Informationen zu dem Verfahren können Sie mich gern per e-Mail kontaktieren.
Die dunklen Bereiche wurden bei der Bearbeitung ausgespart, da die Malschicht in der Testreihe bei dieser Methode sehr schnell angelöst wurde. Alle verwendeten Lösemittel bzw. Lösemittelgemische führten zu keinem befriedigenden Ergebnis. Da diese Partien trotz der oben genannten großflächigen Verputzungen geschlossen wirkten und aus konservatorischer Sicht kein zwingender Handlungsbedarf bestand, wurde von weiteren Maßnahmen Abstand genommen.
Im Anschluss an die Firnisabnahme wurden die großflächigen Fehlstellen, besonders im Bereich des Himmels, mit einem 3%igen Hautleim vorgeleimt, um ein „wegsacken“ des Leimes aus dem Kitt zu verhindern. Nachfolgend wurden die Fehlstellen mit einem flüssigen Leim- Kreidekitt geschlossen. Egalisiert und strukturiert wurden die Kittungen mit einem angefeuchteten Wattestäbchen und /oder mittels Skalpell. Anschließend wurden die ergänzten Bereiche mit Schellack abgesperrt und so für die folgende Retusche vorbereitet.
Hierbei wurde in Strichretusche mit Aquarellfarben gearbeitet. Diese Art der Retusche wurde gewählt, da sie sich harmonisch in die vorliegende Malerei einfügt und nur bei geringer Entfernung für den Betrachter erkenntlich ist.
Abschließend wurde die Gemäldeoberfläche mit einem dünnschichtigen matten Wachsfirnis versehen, welcher nachträglich poliert wurde. Die Einrahmung erfolgte wieder in den zugehörigen Rahmen.
Nach Abschluss aller konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen befindet sich das Gemälde „Am Tollensesee bei Neubrandenburg“ wieder in einem guten Zustand bei dem die fein nuancierte Farbigkeit des Gemäldes wieder zu erleben ist.